Ich schreibe hier zu einem mir ganz wichtigen Thema, da ich mir selbst gewünscht hätte, viel früher
darüber zu lesen und nun mein Wissen weitergeben möchte.
Vor ca. 8 Jahren zogen Menschen zu uns ins Haus, die aus verschiedenen Gründen vegan lebten und
ihre Tiere ebenso fütterten. Mein erster Impuls war: „Ist das denn artgerecht?“ Ich selbst lebte zu der
Zeit vegetarisch und meine Schnauzerhündin Wurzel bekam, nachdem sie das gebarfte Biolandfleisch
einfach nicht mehr fressen wollte (selbst angebraten nicht) wieder „gutes“ Trockenfutter aus
Tierprodukten.
Als Wurzel dann auch verschiedene Fleischtrockenfuttersorten nicht mehr fraß, habe ich ihr dann
probeweise das vegane Futter meiner Mitbewohnerin gegeben und dieses mochte sie auf Anhieb. Ich
setzte mich erstmals mit dem Thema intensiver auseinander und prüfte genau, ob dieses Futter
verträglich und vertretbar ist.
Wurzel fraß bis zum Ende ihres Lebens weiterhin das vegane Trockenfutter + diverse Essensreste und
Kräuterkuren sehr gerne und ihre Blutwerte waren dauerhaft in Ordnung. Meine Überlegungen zu
dem Thema habe ich euch zusammengetragen und mit meinen Erfahrungen ergänzt.
Gesundheit
Können Hunde ohne Fleisch leben? Hunde haben Jahrtausende lang an unserer Seite gelebt und haben
sich hauptsächlich von Essensresten ernährt. Der Verdauungstrakt hat sich an stärkehaltige Produkte
gewöhnt. Verschiedene Studien, z.B. eine Studie über die Anpassung an stärkehaltige Ernährung von
Hunden im Vergleich zu Wölfen durch den Schweden E. Axelsson, bestätigen, dass Hunde
Allesfresser sind und pflanzliches Protein genauso gut verwerten können wie tierisches. Wie auch in
konventionellem Hundefutter werden benötigte Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine
hinzugesetzt.
Ich habe systematisch die Inhaltsstoffe bekannter Futtermarken, wie z.B. Vet-concept, Hills, Royal-
Canin und Josera mit denen von Herstellern veganer Produkte, wie z.B. Vegdog oder Green Petfood
(Veggie-Dog) verglichen und komme auf ähnliche Werte bezüglich der Zusammensetzung
(Protein/Fett/Rohfaser/Rohasche/Calcium/Phosphor/Umsetzbare Energie: Kalorien). Mineralstoffe
und Vitamine ebenso.
Interessanter Weise sind bei manchen der konventionellen Hersteller die größten Anteile des Futters
aus Reis, Mais, Weizen oder Soja, wobei besonders Weizen einen schlechten Ruf in der
Hundeernährung hat.
Das Futter von Vegdog z.B. basiert auf Linsen, Erbsen und Süßkartoffeln und kombiniert hier
hochwertige Protein- und Kohlenhydrate-Quellen mit wichtigen Nährstoffen. Das VeggieDog Futter
von Green Petfood basiert auf Kartoffeln und Erbsen. Der Kaloriengehalt des veganen Futters ist im
Vergleich zu den konventionellen Futtern erfreulich niedrig. Vitamine, Eisen, Methionin, Taurin, LCarnitin,
Kupfer, Zink, Selen, Jod, Amino- und Fettsäuren: alles ist in ausreichender Menge im
veganen Trockenfutter erhalten. Lock- Farb- und Koservierungsstoffe sind nicht enthalten.
Es wurde speziell für Hunde mit vielen Allergien, unter anderem gegen tierische Eiweiße, entwickelt.
Nach Untersuchungen des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und nach Untersuchungen
französischer Gesundheitsforscher stammen bereits in Nahrungsmitteln für Menschen ca. 92 % aller
Giftstoffe aus Tierprodukten. Bei Tierfuttermitteln kommen zusätzlich noch die Schlachtabfälle hinzu,
die für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet sind.
Ethische Gründe
Für mich ist es inzwischen undenkbar, auf Kosten anderer Tieren meine Tierliebe für meinen Hund
auszuleben. Besonders seit ich Hunde aus dem Tierschutz habe und vermittle, ist es für mich noch
wichtiger, den Tierschutz nicht nur auf das von mir gerettete Tier zu beschränken, sondern auch kein
Leid durch Unterstützung der Fleischindustrie zu verursachen. Das Argument, es seien nur die nicht
für die Menschen verwertbaren Abfälle, die ins Tierfutter kommen und es würden nicht für die Hunde
Tiere geschlachtet, sehe ich als zu kurz gedacht. Denn mit jedem Cent, der zusätzlich bei der
Fleischindustrie landet, kann sich die Fleischindustrie vergrößern und Fleisch für Menschen günstiger
angeboten und der Konsum gesteigert werden.
Bei nicht veganem Futter stellt sich mir sofort die Frage: „Wieso rette ich ein Tier, wenn ich dafür
weitere Tiere (Hühner, Rinder, etc.) unter Qualen aufziehen und schlachten lasse?“.
Ökologische Gründe
In Zeiten des massiven Klimawandels ist die Haltung eines Haustiers ein Luxus, den wir nicht
unterschätzen dürfen. 1kg Rindfleisch verursacht 13,3 kg CO2-e. 1Kg Kartoffeln nur 200gr CO2-e.
Für die „Produktion“ von nur 1kg Rindfleisch werden bis zu 7kg Futtermittel und über 15.000 Liter
Wasser benötigt. Für 1kg Kartoffel werden 255 Liter Wasser benötigt. Der Hersteller green-petfood
z.B. hält die Emissionen so gering wie möglich und kompensiert die restlichen Emissionen zu 125%
und ist damit sogar klimapositiv.
Erfahrungen
Der erste vegane Hund, den ich kennenlernte, war ein Labrador, der eine Fleisch-Eiweiß-Allergie
hatte und rein aus gesundheitlichen Gründen sein Leben lang vegan ernährt wurde. Er wurde 15 Jahre
alt und war ein durchweg gesunder Hund.
Die Hunde meiner ehemaligen Mitbewohnerin, über die ich auf die Idee des veganen Fütterns
gekommen bin, leben seit vielen Jahren gesund und vegan.
Der Hund meiner Mutter hat verschiedene Allergien, unter anderem auch gegen Futtermilben,
weswegen er kein Trockenfutter bekam. Nach längerer Überzeugung hat sie nun das vegane Futter
von mir ausprobiert und ihr Hund kratzt sich nicht mehr und hat keinen Durchfall mehr.
Mein Hund Wurzel wollte immer schlechter fressen und erst mit dem veganen Futter freute sie sich
wieder aufs Futter.
Meine Pflegehündin Hummel hatte wochenlang Durchfall bis ich ihr Futter auf veganes Futter
umstellte, seither hat sie keine Verdauungsprobleme mehr.
Die Border-Collie-Hündin „Bramble“ konnte nach Erreichung ihres 27. Lebensjahres als ältester
britischer Hund in das Buch der Rekorde kommen. Ihre Besitzerin ist Veganerin und ernährt ihren
Hund ebenfalls vegan mit Reis, Linsen und Gemüse.
Es gibt übrigens auch veganes Nassfutter, hierzu habe ich nur keine Erfahrungen gesammelt.
Wie würde ich denn heute auf die Frage „Ist das denn artgerecht?“ reagieren?
Meine Antwort: „Wenn mein Hund das Futter freiwillig und freudig frisst, dann tue ich ihm kein Leid
an. Als Allesfresser ist der Hund absolut in der Lage, alles zu verwerten und benötigt nicht zwingend
Fleisch. Nicht artgerecht wäre für mich, ein Futter zu verfüttern, welches andere Lebewesen
misshandelt und der Welt, der Lebensgrundlage der Hunde (und allen anderen Lebewesen) langfristig
schadet.“
Verfasserin: Anika Baur